Uel hat geschrieben:Russland zeigt sich gerade resilient gegen alle wirtschaftlichen Sanktionen. Das würde im Ernstfall allen großen Ländern gelingen. Lediglich typische Abnutzungskriege würden kürzer ausfallen.
Glaub ich nicht, dass es den höchst technisierten und arbeitsteiligen Volkswirtschaften gelingen kann, ausreichend Resilenz aufzubringen, auch die großen Länder haben ihre Versorgungslücken nach dem Manager-Generationen "rationalisiert" haben in Richtung globaler Werkbank. Große Lagerbestände wurden bis Corona in der BWL als Organisationsfehler bewertet. Just In Time liefern und die Container auf den Anlieferungswegen waren die Materiallager.
Aber wir sind ein kleines, aber überbevölkertes Land mit hoffentlich primärem Interesse am Überleben! Selbst Schweden hat ja wenigstens schon verstanden, wo einige Gefahren liegen und hat als Vorreiter des bargeldlosen Wirtschaftens den Menschen nun empfohlen, wenigstens Bargeld-Reserven anzulegen.
Russland ist unter den halbwegs entwickelten Ländern ein Spezialfall, welches in Zeiten des Zusammenbruchs viel in Selbstversorgung und Improvision lernen konnte. Außerdem stehen mit China und Indien wirtschaftliche Großmächte bereit, die begeistert waren, die Marktsegmente der Sanktions-Länder zu übernehmen. Der Welthandel wurde kaum angetastet, nur zu ungunsten des Westens verlagert. Im Gegensatz zu unseren Vorturnern hat Trump die Gefährlichkeit der Wirtschaftslage erkannt, reagiert aber in unsinniger unsolidarischer Panik.
Aber bei einem richtigen Weltkrieg ist alles anders!
Mal ernsthaft bis zynisch: wie viele Tage hält der Durchschnitts-Deutsche ohne Lebensmittel-Nachschub aus? Wer Gartenflächen besitzt, hat seine Obstbäume durch Ziergehölze ersetzt, Gemüsebeete in Zierrasen umgewidmet, und auf dem Kaninchen/Ziegenstall (der sog. Bergmannskuh) steht jetzt die Autogarage für den SUV. Hoffen wir, dass der zumindest an Kriegstauglichkeit hält, was die Prospekte versprachen. Private Waffen mussten alle abgegeben werden, womit wir nicht einmal ein Wildschwein, Kaninchen oder Täubchen schießen könnten.
Wenn Strom mehrtägig ausfällt, feiern wir Fressorgien mit dem ehemaligen Tiefkühlgut und dann kommt das große Hungern. Omas Weckgläser haben wir schon vor Jahren zum Glas-Recycling gebracht. Und zum "Hamstern" braucht der Ruhrgebietler auch nicht mehr ins Münsterland aufzubrechen, denn auf den Feldern der übrig gebliebenen Großbauern wächst Spargel nur in Frühjahr und Mais nur für die Bio-Gasanlage und Bedarf an Tauschgut hat der Großbauer auch nicht mehr, denn seine Bude steht voll mit Wertgegenständen. Unsere Hoffnung liegt dann allein auf der Mastgeschwindigkeit der Schweine und der Leistungssteigerung der Hochleistungs-Kühe, hoffen wir nur, dass die Versorgung mit den Tier-Antibiotika in den dann nötigen Mengen funktioniert. Der Stratege beginnt das Große Abrechnen im Herbst, damit die Ernte noch vernichtet werden kann und der Härtetest schon schnellstens im November bis März stattfindet. Die Militärstrategen werden schon reichlich Bösartigkeiten finden, um die jeweiligen gegnerischen Zivilisten zu dezimieren.
Wir sehen, sehr schlechte Karten im Vergleich zu Eltern oder Ur-/Großeltern in den 1940ern in Sachen Resilenz. Und schon die haben extrem gelitten!
Lieber Uel,
da muss ich jedem einzelnen Satz zustimmen.
Alle Sanktionen haben nicht Russland geschadet, sondern uns. Den aufstrebenden Ländern stören die Sanktionen nicht und sie interessieren deshalb auch keinen, der sich außerhalb des selbsternannten Wertewestens befindet. Allen Ländern, außer uns, ist das Hemd näher als die Jacke.
Einfach nur irre, dass sich inzwischen das 18. Sanktionspaket auf Betreiben der EU auf den Weg macht.
Halten etwa die Sanktionen Putin davon ab, die Ukraine zu bombardieren?
Handelt die EU rechtsstaatlich, wenn sie Bankkonten von Russen einfriert? Ich meine, ich kann doch nur denjenigen bestrafen, der sich völkerrechtswidrig verhalten hat.